Im Sterben verändern sich unsere Wahrnehmungsweise und unser Bewusstseinszustand, ähnlich und anders als in Nahtoderfahrungen. Der Tod selbst bleibt Geheimnis.
Sterbende erfahren Würde auf eigene Weise. Auch inmitten schwierigster Umstände ist die Erfahrung von Würde möglich, ja gerade da ist sie wichtig. Ich spreche von dreierlei Würdeerfahrungen im Sterben (vgl. Hinübergehen, 2018, S.25f).
Am Sterbebett ist die Angehörigenbegleitung zentral. Angehörige sind oft besorgt. Mein Erfahrungswissen und die Ergebnisse unserer Studien tun vielen gut, etwa zu verstehen, dass Sterbende oft in Zustände abtauchen, wo sie ausserhalb des Leidens sind.
Wie aber können Angehörige ihre geliebten Sterbenden erreichen? Hilfe in der Kommunikation ist möglich. Sterbende leben in einer anderen Welt und Sprache (Stichwort: Wahrnehmungsverschiebung). Ihre subtilen Zeichen können wir den Angehörigen zeigen, ihre symbolische Ausdrucksweise erahnen. Sterbende helfen uns dabei bisweilen und geben Signale. Das macht Angehörige glücklich. Einige von ihnen schenken darüber hinaus ihre Hingabe. Auch das erreicht die Leidenden - längst bevor es auf das Sterben zu geht.
Hiobs Freundin
Du - bist mein Geliebter,
ich - bin Deine Liebste. Bin ich?
Ich sitz` nicht sieben Tage und Nächte
schweigend neben Dir.
Du - überfallen von Leid -
willst nicht Hiob sein. Bist Du?
Tag um Tag versinkst Du ins Namenlose,
hast Dich und Gott längst aufgegeben.
Da, ich leg` mich auf den Boden neben Dein Bett.
Erreich` ich Dich? - Der Boden ist kalt.
Du fragst nur: "Was machst Du?"
Nachts, ein Schrei - noch nie hast Du geschrien.
Und ich weiss: gelingt es mir, Deine Seele zu ‚halten`,
dann bist Du gehalten, Dich lassend wie Dich tragend.
- Hilfe, ich kann nicht mehr als ich kann!
Ich kann.
«Hinübergehen: Was beim Sterben geschieht». Freiburg i.Br.: Herder, 2015. Taschenbuchausgabe.
Näheres
«Hinübergehen: Was beim Sterben geschieht». Freiburg i.Br.: Kreuz, 2018. Ein Lehrbuch mit Graphiken.
Näheres
«Zeugnisse Sterbender. Todesnähe als Wandlung und letzte Reifung». Paderborn: Junfermann, 2008.
Näheres
«Dying: a Transition». New York: Columbia University Press, 2015.
Näheres
Artikel
Renz, M., Schuett Mao M., Büche, D., Strasser, F., Cerny, T. Dying is a transition (2013).
Näheres
Renz, M., Reichmuth, O., Bueche, D., Traichel, B., Schuett Mao, M., Cerny T., Strasser F. Fear, pain, denial and spiritual experiences in dying processes (2018).
Näheres
Der Tod offenbart sein Geheimnis. Mehr als 1000 Sterbende hat sie während ihrer Arbeit mit Krebskranken und Angehörigen begleitet. Monika Renz, Kantonsspital St. Gallen, lehrt uns, das Sterben neu zu denken. Sprechstunde Dr. Stutz 2016, Nr. 5, 44-49.
Weblink öffnen
«Wir weichen dem Leiden aus». Interview mit Wolf Südbeck-Baur. St. Galler Tagblatt (2011, 1. Nov.), 3. Auch erschienen in Tages-Anzeiger (2011, 27. Aug.), 33.
Lesen Sie hier das Interview
Sterbehilfe: Gegenüberstellung Hans Küng, Monika Renz. Darf ein Christ sich töten? [Pro und contra von Hans Küng und Monika Renz]. Publik-Forum 2014, Nr. 2, 8.
Audio und Video
Huemer, P. (2018, 1. März). Projekt "Thanatos": Was beim Sterben wirklich geschieht. Im Gespräch mit Peter Fenwick.
Weblink öffnen
"Selbstbestimmt leben - und sterben?" Open Forum: Live and let die [World Economic Forum Davos (31. Jan.)] [DVD]. Zürich: tpc TV Productioncenter, 2009.
Podiumsteilnehmer: Eveline Widmer-Schlumpf (Bundesrätin), Petra de Jong (CEO, NVVE, Right to Die-NL, Niederlande), Prof. Hans Jürgen Münk (Professor für Theologische Ethik, Universität Luzern), Dr. phil., Dr. theol. Monika Renz (Psychotherapeutin, Leiterin der Psychoonkologie) Kantonsspital St. Gallen, Thomas Wipf, Präsident des Rates, Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund, Schweiz.
Videoclip herunterladen, danach abspielbar z.B. mit dem VLC Player
Der Klang des Sterbens [DRS 2 Perspektiven (10. April)] [CD]. Zürich: Radiokiosk, 2009.
Audiodatei abspielen
Erfahren Sterbende eine Wandlung und letzte Reifung? Kurt Studhalter im Gespräch mit Monika Renz. [DRS 2 Perspektiven (2000)].
Audiodatei abspielen
